Was ist EIP Agri?

EIP-Agri steht für Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“. Die Bildung sogenannter „operationeller Gruppe“ (OG) in mehreren Projekten bildet den Grundstein für innovative Umsetzungen und soll den Austausch zwischen Landwirten, Wissenschaftlern und weiteren Interessenten fördern. Für die Umsetzung eines Projektes im Freistaat Sachsen muss eine OG mindestens zwei voneinander unabhängige Akteure umfassen und ihren Sitz in Sachsen haben.

Weitere Informationen zur Sächsischen Vernetzungsstelle der EIP-AGRI finden Sie hier.

Die Herausforderungen der Praxis, die uns zu Feed 4.0 motiviert haben

Die Fütterung hat einen überragenden Einfluss auf Tierwohl und Leistung sowie auf den CO2-Fußabdruck der Milchproduktion. An die Fütterung einer modernen Milchkuh bestehen zahlreiche Anforderungen in Bezug auf Gesundheit, Leistung, Nährstoffkreislauf, Klimawandel und Ökonomie. Futtermittel sind Naturprodukte und daher in verschiedenen Qualitäten und endlichen Mengen verfügbar. So haben Milchviehhalter gemeinsam mit Fütterungsberatern die Fütterung der Tiere sehr genau zu balancieren. Wetterextreme verknappen die Verfügbarkeit von Futtermitteln in zunehmendem Ausmaß. Es gilt daher, neue Wege zu finden, mit denen die Betriebe verfügbare Futtermittel bewerten und bestmöglich kombinieren können, um Tierwohl, Klimabilanz und die Wirtschaftlichkeit nachhaltig zu optimieren.

Bestehende Webplattformen für den Handel von Grundfuttermitteln sind ein erster wichtiger Schritt. Es bedarf jedoch einer intelligenten Weiterentwicklung dieser Marktplätze, damit die Landwirte im betrieblichen Futtermitteleinkauf der Vielzahl an Anforderungen Rechnung tragen und eine schnelle Übersicht über passende Optionen zu Ihrer aktuellen Betriebssituation und Ration erhalten können.

fodjan App im Milchviehstall

Die Lösungsidee: Ein digitaler Futterzukauf-Assistent

Durch die Teilnahme am Projekt »FEED 4.0« soll die Ressourceneffizienz in der Milchviehhaltung durch künstliche Intelligenz im Futtermitteleinkauf der Betriebe verbessert werden.So sollen landwirtschaftliche Betriebe digital bei der betriebsindividuell optimalen Einkaufsentscheidung für Futtermittel unterstützt und die bestehenden Webplattformen mit dem geplanten, digitalen Prototyp verbunden werden.

Die von der OG geplante Plattform basiert auf dem Ansatz von Industrie 4.0. Das bedeutet im konkreten Fall, dass nicht die Landwirte oder Berater selbst das Onlineangebot nach passenden Futtermitteln durchsuchen, sondern ein spezieller Suchalgorithmus diese Aufgabe schneller und wesentlich umfassender automatisch übernimmt. Die Nutzer gewichten Ihre Anforderungen an die Futterration. Der Suchalgorithmus schlägt daraufhin automatisch ein passendes Futtermittel inklusive einer, entsprechend den Zielen optimierten, Empfehlung zum konkreten Einsatz innerhalb der Futterration vor. Dieser Suchalgorithmus fungiert dabei als Assistent. Letztlich entscheiden Landwirte und Berater, welchen Vorschlag sie wählen und passen daraufhin die Ration gegebenenfalls an. Beide Zielgruppen des Systems sollen in den Entwicklungsprozess des Softwareprototypen frühzeitig eingebunden werden.

Die Projektpartner

  • fodjan GmbH: Projektleitung und Koordination der OG sowie Entwicklung des Softwareprototypen und Bereitstellung der Plattform.
  • Agrarberatung Koesling Anderson: Unterstützung bei der Anbindung der Futterindustrie sowie bei der konkreten Einbindung der Vorschläge in die Rationsberechnungsmatrix
  • Luchbergmilch eG – Agrarunternehmen Starbach-Sachsen eG: Durchführung der operativen Tests der Prototypen in Zusammenarbeit mit fodjan
  • Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden: Wissenschaftliche Begleitung des Projekts

Landwirtschaftliche Betriebe können im Ergebnis des Projektes nun digital bei der betriebsindividuell optimalen Einkaufsentscheidung für Futtermittel sowie beim Futtermittelmanagement besser unterstützt werden.

Neben Konzepten und Prototypen für Appfunktionen zur Kotsieb- sowie Schüttelbox-Auswertung und -Dokumentation, wurde zudem ein digitaler Marktplatz für Futtermittel, der von Händlern und Landwirten einfach gespeist werden kann, entwickelt. Daneben wurde auch ein umfassendes Kontraktmanagement zur Reichweitenprognose zugekaufter, aber auch eigener Futtermittel anhand der Nutzeranforderungen umgesetzt. –> Mehr zum Kontraktmanagement

Auf Basis der Projektarbeit wurden zudem mehrere Konzepte zur Umsetzung eines digitalen Feed-4.0 Assistenten erstellt, der mithilfe intelligenter Such-/Vorschlagsfunktionen passende Zukaufsfuttermittel zu den vorhandenen Rationen vorschlägt. Des Weiteren wurden Betrachtungen zum Einsatz von Futtereffizienz und IOFC als Kennzahlen in der Fütterungsberatung und Rationsberechnung erstellt und u.a. in Veranstaltungen wie dem NDL Meet Up 2023 in Dresden präsentiert.

Zudem können bestehende Webplattformen mit den digitalen Prototypen verbunden werden sowie sich zu den erstellten Anforderungen und Konzepten vom Konsortium beraten lassen.

Während des Projektes wurde der Fokus der futtergesundheitlichen Bewertung des Status Quo in der Literatur insbes. auf das neu entwickelte GfE-Modell verlegt, wozu das Konsortium zusammen mit dem LKS in Sachsen konkrete Vorschläge zur Umsetzung in der Praxis erarbeitet hat. Zudem haben sich die Akteure entschieden auch nach dem Projektzeitraum hieran weiterzuarbeiten, um für die Branche eine Sandbox, eine Testversion des neuen Modells in der Rationsberechnung, zu gestalten, um die Neuerungen für Berater und Landwirte greifbarer zu machen.

Bei Interesse an mehr Informationen zu den Projektergebnissen, wie diese bei Ihnen eingesetzt werden können uvm. wenden Sie sich gern an support@fodjan.de. Zudem werden die Projektergebnisse auch auf der Agra am 13.4.2024 im Programmbereich Robotik & Digitalisierung präsentiert.