Die Milchleistungsprüfung (MLP) ist ein wichtiges Instrument für die Überwachung der Milchleistung, Stoffwechsellage, Herdengesundheit und Fruchtbarkeit einer Milchviehherde. Seit Sommer 2018 haben Sie die Möglichkeit, die MLP in fodjan einzulesen und diese zur Kontrolle des Fütterungserfolges und der Stoffwechsellage zu nutzen (siehe auch: MLP in der fodjan App). Zur Datenauswertung und Übersicht stehen Ihnen zunächst die 9-Felder- und 6-Felder-Tafel zur Verfügung. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen ein paar Tipps zur Interpretation der Harnstoffauswertung mit der 9-Felder-Tafel geben.

Die 9-Felder-Tafel

Die 9-Felder-Tafel stellt den Harnstoffgehalt und den Eiweißgehalt der Milch in Zusammenhang und ermöglicht eine Aussage über die Protein- und Energieversorgung der Herde. Im Diagramm werden die Prüfungsergebnisse jedes Einzeltieres als Punkt abgebildet. Die Position der daraus entstehenden Punktwolke zeigt mögliche Fütterungsfehler auf. Befindet sich die Punktwolke zwischen 150-300mg/l Harnstoff und 3,2-3,8% Eiweiß ist die Ration ausgeglichen und der Protein- und Energiebedarf der Kühe gedeckt. In Abhängigkeit vom Laktationsstadium führen Abweichungen vom Optimalbereich zu Unterversorgungen, Stoffwechselbelastungen und schließlich zu gesundheitlichen Problemen im Milchviehbestand.

Doch wie reagieren, wenn sich die Tiere nicht im optimalen Bereich befinden? Welche Korrekturmöglichkeiten in der Rationsgestaltung gibt es? Am Ende des Blogbeitrags finden Sie eine Übersicht zum Herunterladen oder Ausdrucken, die Ihnen in Zukunft bei der Interpretation helfen soll.

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Energieüberschuss (Harnstoff 150-300 mg/l, Eiweiß > 3,80%)

Ein Energieüberschuss wird aufgrund eines zu hohen Energiegehaltes in der Ration, kombiniert mit einer hohen Futteraufnahme verursacht. Vor allem bei Altmelkern führt ein Energieüberschuss zur Verfettung und kann zu Problemen in der Folgelaktation führen. Hohe Eiweißgehalte stellen in der Regel kein Problem dar.

Maßnahmen: Senkung der Energiedichte, beispielsweise durch die Reduktion der Kraftfuttermenge und des Maissilageanteils.

Eiweißüberschuss (Harnstoff > 300 mg/l, Eiweiß 3,20- 3,80%)

Bei einem Eiweißüberschuss ist der Rohproteingehalt der Ration zu hoch. Die Folge sind erhöhte Leber- und Stoffwechselbelastungen, da der überschüssige Stickstoff zu Harnstoff umgebaut und ausgeschieden werden muss.

Maßnahmen: Rohproteingehalt der Ration senken durch Einsatz von Komponenten mit niedriger bzw. negativer RNB, z.B. Maissilage, Getreide.

Eiweiß- und Energieüberschuss (Harnstoff > 300 mg/l, Eiweiß > 3,80%)

Bei der Kombination von Rohprotein- und Energieüberschuss sollten (vor allem bei altmelkenden Kühen) die Kraftfuttermenge und Rohproteingehalte reduziert werden.

Energiemangel (Harnstoff 150-300 mg/l, Eiweiß < 3,20%)

Der Energiemangel wird aufgrund einer zu geringen Trockenmasseaufnahme und/oder einer niedrigen Energiedichte in der Ration verursacht. Die geringe Futteraufnahme kann dabei verschiedene Ursachen haben, wie Überbelegung, Hitze, Erkrankungen usw. Zu Beginn der Laktation führt dies vor allem zu Ketose und Fruchtbarkeitsstörungen, aber auch Leistungseinbrüche in der Milch sind zu verzeichnen.

Maßnahmen: Grundfutteraufnahme erhöhen, Grundfutterqualität verbessern und auf eine leistungsgerechte Kraftfutterzuteilung achten. Durch den gleichzeitigen Mangel an nutzbarem Rohprotein (nXP) sollten vermehrt Futtermittel mit hohem Anteil an geschütztem Rohprotein (UDP) eingesetzt werden (Rapsextraktionsschrot, Mais, Trockenschnitzel, Biertreber).

Eiweißmangel (Harnstoff < 150 mg/l, Eiweiß 3,20-3,80%)

Niedrige Milchharnstoffgehalte weisen auf einen Rohproteinmangel hin, verursacht durch einen zu geringen Rohproteingehalt der Ration. Ein Mangel an pansenabbaubarem Protein vermindert die Pansenfermentation und führt zum Rückgang der Futteraufnahme, des Rohfaserabbaus und der Milchleistung. Zudem kann ein Abfall des Milchfettgehaltes auftreten.

Maßnahmen: Erhöhung der Rohproteingehalte in der Ration durch Einsatz von rohproteinreichen Futtermitteln (Grassilagen, Ackerbohnen, Erbsen, Futterharnstoff, Proteinergänzungsfutter, etc.)

Eiweiß- und Energiemangel (Harnstoff < 150 mg/l, Eiweiß < 3,20%)

Liegt sowohl ein Eiweiß- als auch Energiemangel vor, muss zum einen die Energie- und zum anderen die Rohproteindichte und die Futteraufnahme kontrolliert und gegebenenfalls angepasst  werden. Die Folgen wären sonst Abmagerung, hohe Ketoseanfälligkeit, Fruchtbarkeitsprobleme und Verzehrsdepressionen.

Maßnahmen: Erhöhung der Grundfutteraufnahme, Prüfen der Grundfutterqualität und der Kraftfutterzuteilung,  Anpassung der Energiedichte und Strukturversorgung.

Eiweißüberschuss und Energiemangel (Harnstoff > 300 mg/l, Eiweiß < 3,20%)

Ist die Futteraufnahme zu niedrig oder der Energiegehalt der Ration zu gering bei gleichzeitigem Überschuss an Rohprotein kann dies zu Leber- und Stoffwechselbelastungen führen. Aber auch Klauenproblemen, Milchleistungsrückgänge, Fruchtbarkeitsstörungen und ein erhöhtes Abmagerungs- und Ketoserisiko sind zu möglich.

Maßnahmen: Rohproteingehalt der Ration senken und gleichzeitig eine ausreichende Strukturversorgung sicherstellen, leistungsbezogene Fütterung vor allem bei den Frischmelkern.

Eiweißmangel und Energieüberschuss (Harnstoff < 150 mg/l, Eiweiß > 3,80%)

Bei einem unausgewogenen Verhältnis von Energie zu Rohprotein in der Ration besteht die Gefahr einer verringerten Pansenfermentation und einem Milchleistungsrückgang sowie geringen Milchfettgehalten.

Maßnahmen: Reduktion der Kraftfuttermenge und gegebenenfalls des Maissilageanteils in der Ration sowie Erhöhung von Proteinkonzentraten

Um diesen Fütterungsfehlern vorzubeugen ist es wichtig der bedarfsgerechten Rationsberechnung sowie deren Fütterung große Aufmerksamkeit zu schenken. Nur so kann die Kuh die benötigte Energie und das Protein optimal in (Milch)Leistung umsetzen.

Bei Fragen und Anregungen rund um das Thema MLP-Interpretation, schreiben Sie uns gerne an feedback@fodjan.de.

Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Fütterung.

Ihr fodjan Team.


Empfehlungen teils entnommen aus: swiss herdbook – Hinweise zur Fütterung nach Eiweiss- und Harnstoffgehalt. Mehr Informationen dazu hier.